Jüdische Gemeinde verliest Namen von Ermordeten

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf und die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte laden am 2. Mai ab 15.30 Uhr auf den Heinrich-Heine-Platz, vor dem ehemaligen Carsch-Haus, ein. Zum Holocaust-Gedenktag Jom haScho’a wird den Toten der NS-Diktatur ein Gesicht gegeben.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf (JGD) hat eine lange Tradition und geht bis ins Mittelalter zurück. Und die Gemeinde entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte bis zum Beginn der nationalsozialistischen Diktatur gut: 1933 lebten in Düsseldorf rund 5500 Juden. Nach dem Zweiten Weltkrieg indes kehrten nur knapp 60 jüdische Überlebende nach Düsseldorf zurück. Rund die Hälfte der Gemeindemitglieder war bis 1938 emigriert, die übrigen wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

„Daran erinnern wir am Holocaust-Gedenktag Jom haScho’a, einem nationalen Gedenktag in Israel für die Opfer der Shoa einerseits und den jüdischen Widerstand und das Heldentum der jüdischen Untergrundkämpfer andererseits. Bereits zum zwölften Mal gedenken wir der deportierten und ermordeten Düsseldorfer Juden“, sagt Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der JGD, die heute mit als 7000 Mitgliedern die drittgrößte in Deutschland ist.

„Jeder Mensch hat einen Namen“ („Lechol isch jesch schem“), unter diesem Motto steht die Düsseldorfer Veranstaltung zum Gedenktag Jom haScho’a. Es ist der erste Vers eines berühmten Gedichts der 1984 verstorbenen Zelda Schneersohn Mishkovsky, das jedes Jahr am Gedenktag in Israel feierlich rezitiert wird. Am 2. Mai werden um 15.30 Uhr am Heinrich-Heine-Platz (Pavillon) die Namen aller Düsseldorfer Juden öffentlich verlesen, die unter den Nationalsozialisten ermordet worden sind. Die Veranstaltung findet in Kooperation der Religionsschule der JGD und der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte unter Beteiligung von Schülerinnen und Schülern aus den Düsseldorfer Gymnasien statt. „Wir wollen den Ermordeten damit ein Gesicht geben und an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern. Diese dürfen nicht vergessen werden – gerade nicht in den Zeiten, in denen Antisemitismus und offene Judenfeindlichkeit wieder deutlich zu Tage treten“, betont Michael Szentei-Heise.

Auch Politik, Gesellschaft und Verwaltung sind prominent vertreten. So nehmen beispielsweise der stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsident Joachim Stamp, Justizminister Peter Biesenbach, die Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese, Bürgermeister Wolfgang Scheffler, der Präsident des Oberlandesgerichts Düsseldorf Dr. Werner Richter, der Düsseldorfer Polizeipräsident Norbert Wesseler sowie Vertreter von Kirchen, Botschaften und weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an der Gedenkfeier teil.

„Wir laden alle Düsseldorfer ein, sich an die Düsseldorfer Opfer des Holocaust zu erinnern und mit uns gemeinsam Gedenken immer wieder möglich zu machen. Daher freuen wir uns auch sehr über das Interesse aus Politik und Gesellschaft“, betont Michael Szentei-Heise. Er und die übrigen Vertreter der Düsseldorfer Gemeinde plädieren auch dafür, den Gedenktag in Deutschland generell bekannter zu machen und den Brückenschlag in die Gegenwart zu finden. „Es ist wichtig, damit auch für die Situation der Juden in aller Welt zu sensibilisieren und immer wieder darauf hinzuweisen, dass Verfolgung und Schikane von Menschen jüdischen Glaubens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nie aufgehört hat. Insofern ist Jom haScho’a als jährlicher Gedenktag ein Ereignis, das viel Aufmerksamkeit braucht. Denn leider wiederholt sich Geschichte immer wieder, wie wir bis heute sehen.“

Schalom aus dem Albert-Einstein-Gymnasium, Düsseldorf